Semper

Semper
Sẹmper,
 
Gottfried, Architekt und Kunsttheoretiker, * Hamburg 29. 11. 1803, ✝ Rom 15. 5. 1879; wurde nach Studien in Göttingen, München (bei F. von Gärtner) und Paris (u. a. bei J. I. Hittorf) und längeren Reisen nach Italien und Griechenland 1834 Leiter der Bauschule an der Dresdner Kunstakademie. 1849 emigrierte Semper aus politischen Gründen (Teilnahme an der Märzrevolution) nach Paris, 1851 nach London, wo er u. a. als Berater bei der Gründung des ersten Kunstgewerbemuseums (1852), des späteren Victoria and Albert Museum, tätig war. Ab 1855 lehrte er am Polytechnikum in Zürich, ab 1869 arbeitete er zusammen mit C. von Hasenauer an den Plänen für die Ringstraße in Wien, wohin er 1871 berufen wurde. - Semper war der bedeutendste deutsche Architekt seiner Zeit. An die Stelle der klassizistischen Antikenrezeption setzte er als Ideal den Stil der italienischen Renaissance. Sein Hauptwerk ist das Dresdner Opernhaus (Semperoper, 1838-41, 1869 abgebrannt; 1871-78 Neuaufbau, 1945 ausgebrannt, 1977-85 rekonstruiert), dessen Außenbaugestaltung der inneren Anlage entsprechen sollte. Durch seine Grundrisslösung wirkte der Bau, der heute rund 1 300 Plätze hat, richtungweisend. Die Überprüfung der Form auf Zweckmäßigkeit und künstlerische Gestalt verband Semper mit einem außerordentlichen Proportionsgefühl und einer taktvoll ausgewogenen Verwendung historischer Stilformen. Zusammen mit R. Wagner konzipierte Semper das Projekt eines Bühnenfestspielhauses in Form eines Amphitheaters für München (1864-66). Eine freiere und stärker barocke Gliederung und Fassadengestaltung kennzeichnen Sempers späte Werke in Wien (Zusammenarbeit mit C. von Hasenauer): Neubau der Hofburg (Entwurf 1871, Ausführung 1881-94), Naturhistorisches und Kunsthistorisches Museum (1871-91) und Burgtheater (1874-88). In seinen Schriften entwickelte er die künstlerischen Gesetze aus der Geschichte und forderte Materialgerechtigkeit.
 
Weitere Werke: Bauten: Synagoge, Dresden (1838-40, 1938 zerstört); Gemäldegalerie, Dresden (1847-54, 1945 ausgebrannt, bis 1960 wiederhergestellt, 1989-92 umfassend saniert, rekonstruiert und restauriert); ETH, Zürich (1858-64, mit J. C. Wolff); Sternwarte, Zürich (1861-64); Stadthaus, Winterthur (1865-69).
 
Schriften: Vorläufige Bemerkungen über bemalte Architektur und Plastik bei den Alten (1834); Wissenschaft, Industrie und Kunst (1852); Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten, 2 Bände (1860-63).
 
 
G. S. 1803-1879, Baumeister zw. Revolution u. Historismus, Ausst.-Kat. (21980);
 H. Magirius: G. S.s zweites Dresdner Hoftheater (Wien 1985);
 
Die S.-Oper, bearb. v. W. Hänsch (Berlin-Ost 31990);
 M. Fröhlich: G. S. (Zürich 1991);
 H. Laudel: Architektur u. Stil. Zum theoret. Werk G. S.s (1991);
 
Architekten - G. S., bearb. v. T. N. Dahle (21994).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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